Yoga-Philosophie: Bhagavad GitaFranz Hartmann: Es gibt wohl kein Buch in der Welt, welches bei allen, die es kennen, in so hohem Ansehen steht, wie die Bhagavad Gita, das Lied von der Gottheit, enthaltend die Lehre von der menschlichen Vollkommenheit im göttlichen Dasein. Auch hat noch jeder, der den Geist des wahren Christentums begriffen hat, dieses Buch als unübertrefflich erkannt, und unter anderem sagt Wilhelm von Humboldt, daß er Gott danke, weil er ihn lange genug habe leben lassen, um dieses Werk kennen zu lernen. Je öfter man es liest, um so mehr fühlt man sich erhoben zu den Regionen des Lichtes der Wahrheit, je mehr man in den Geist dieser Lehre eindringt, um so mehr nähert man sich der Erkenntnis des göttlichen Grundes alles Daseins bis zu einer Tiefe, welche der nur oberflächlichen, äußerlichen Naturforschung, die sich ja nur im Reiche der Erscheinungen bewegen kann, ein unerforschliches Geheimnis bleibt ... Wohl dringt das göttliche Licht der Wahrheit in die Seele des Menschen ein, ohne daß er dabei dem Lichte behilflich sein kann; aber es stellen sich diesem Eindringen eine Menge Hindernisse in der Form von Begierden und Leidenschaften, falschen Vorstellungen und verkehrten Anschauungen in den Weg, und die Bhagavad Gita lehrt, was diese Feinde und wie sie zu überwinden sind. Der grosse Kenner Biren Roy sagt sehr treffend: Die Gita ist eine der grossen religiösen Lehren der Welt und wird es immer bleiben. Ihre Theologie gründet sich nicht auf Dogmen, sondern auf die Vernunft. Durch klare und echte Beweisführung wird uns Ergebung in den göttlichen Willen gelehrt. Nichtsdestoweniger verwirft sie Tatenlosigkeit und ruft den Menschen zu strenger Erfüllung der Pflichten auf. Die "Akteure" in der Bhagavad Gita sind Arjuna (Mensch) und Krishna (das Göttliche im Menschen). Bei Arjuna geht es nicht um irgend einen Inder vor x-tausend Jahren, sondern es geht um uns als Mensch - im Hier und Jetzt. Krishna ist nicht ein fremd anmutender indischer Gott, sondern symbolisiert den göttlichen Urgrund allen Daseins und unsere Innere Göttliche Führung - unabhängig von irgend einer institutionellen Religion. Die Bhagavad Gita entspricht der Sage vom "Sündenfall", durch welchen der Mensch seine ursprüngliche Reinheit und das Bewusstsein seiner göttlichen Seele verlor und welche er sich wieder erkämpfen muss, wenn er das himmlische Paradies, "das Land der Weisheit", wieder erobern will. "Die Bhagavadgita ist das schönste, ja vielleicht das
einzige wahrhaft philosophische Gedicht, das alle uns bekannten Literaturen aufzuweisen
haben"
PRISMA - Esoterische Seminare, CH-6353 Weggis |