Hatha-Yoga

  Luzia Menia (1956), dipl. Yogalehrerin

Hatha-Yoga ist ein Übungsweg über den Körper. Dabei werden neben der körperlichen Beweglichkeit die Wahrnehmungsfähigkeit, die Beobachtungsgabe und die Konzentration entwickelt. Wichtigster Bestandteil des Hatha-Yoga sind die Körperhaltungen, die sog. asanas. Mit Hilfe der asanas, verbunden mit geeigneten Atemübungen, gelingt es uns leicht, Verspannungen wahrzunehmen, zu lösen und so unsere körperliche Gesundheit, geistige Konzentration und seelische Ausgeglichenheit zu fördern. Unsere Yoga-Katzen führen uns in die grundlegenden Konzepte ein, nämlich das Sitzen, die Rückbeuge, die Drehung, die Vorbeuge, die Gleichgewichtshaltungen, die Umkehrhaltungen, die Entspannung:

 

Padmasana (Lotussitz) ist eine Sitzhaltung. Sehe ich nicht friedlich aus? Meine Beine fühlten sich im Lotussitz nicht immer so friedlich an, Luzia hat diese Haltung mit mir langsam und gezielt aufgebaut. Jetzt meditiere ich täglich eine halbe Stunde im Lotussitz.

 

Salabhasana (Heuschreckenhaltung) ist eine Rückbeuge. Die gezeigte ist die schwierigste Variante der Heuschrecke, es gibt auch einfachere, wo die Nase nicht so stark zusammengedrückt wird.

 

Ardha Matsyendrasana (halber Drehsitz) ist eine Drehung. Ich muss immer darauf achten, dass meine Wirbelsäule aufgerichtet ist, bevor ich in die Drehung gehe. Nach dieser Haltung fühlt sich meine Wirbelsäule wie neu an!

 

Janu Sirshasana (Knie-Kopf-Haltung) ist eine Vorbeuge. Natürlich gehörte meine linke Pfote auch auf den Boden, mich hat's nur gerade so gejuckt... Meine ganze Körper-Rückseite wird in dieser Vorbeuge gedehnt, besonders meine Katzenbeine werden dabei so schön lang!

 

Vrikshasana (Baumhaltung) ist eine Gleichgewichtshaltung. Sieht sehr einfach aus, ist es aber überhaupt nicht! Ich habe eine ganze Wele geübt, bis ich so stehen konnte. Das Gleichgewicht ist eines, die Beweglichkeit im Hüftbereich ein anderes, beides entwickelt sich nur durch regelmässiges Üben

 

Sarvangasana (Schulterstand) ist eine Umkehrhaltung. Diese Stellung tut meinem Katzenbauch so wohl... Luzia meint, es wäre gut für meine Halswirbelsäule, wenn ich eine bis zwei gefaltete Decken unter meine Schultern legen würde, um so eine Überbelastung zu verhindern.

 

Ich liebe Rückbeugen, sie machen mich so herrlich munter! Darum zeige ich zum Abschluss noch den liegenden Donnerkeil.

 

Savasana (Totenstellung) ist die Entspannungshaltung. Sie ist meine Lieblingshaltung, denn dabei kann ich so schön schnarchen - obwohl das eigentlich nicht der Sinn der Sache ist! Nur mein Körper sollte schlafen, mein Geist sollte hellwach bleiben und meinen schlafenden Körper beobachten.

 

Die Techniken des Hatha-Yoga sind ein hervorragendes Mittel, um den Körper gesund und kräftig zu erhalten. Aber dieser Aspekt ist nicht vorrangig, und es wäre sehr vereinfachend, in den Ergebnissen, die durch Übung erreicht werden, nur mehr oder weniger erstaunliche physische Leistungen zu sehen.

Die körperlichen Übungen des Hatha-Yoga enthalten eine viel tiefere Dimension, sozusagen eine heilige Essenz. Sie sind wirklich beeindruckend, weil sie den Menschen in seiner Ganzheit formen, indem sie alle seine Fähigkeiten einbinden. Höchste Aufmerksamkeit und eine energetische Durchlässigkeit erleichtern dem Übenden sein intensives Bemühen.

Die Energie ist das entscheidende Wesensmerkmal des Hatha-Yoga; alle Techniken dienen ihrer Stimulierung und ihrer Harmonisierung.

Die asanas sollen so ausgeführt werden, dass sie eine körperliche Regungslosigkeit ermöglichen und ein geistiges Innehalten fördern. Sie sollen stabil sein, im Sanskrit sthira genannt. Sthira bedeutet auch bewusst, also die Stabilität des Geistes bzw. ein völliges "Bei-der-Sache-Sein". Gleichzeitig sollen die asanas aber auch angenehm sein. Das heisst, dass sie keine neuen Spannungen im Körper oder im Geist schaffen, sondern so dosiert werden sollen, dass man bei aller Kraft oder Intensität, die manche Haltungen fordern, doch innerlich loslassen kann. Nur so kann man durchlässig für den Energiefluss bleiben. Das Sanskritwort für diesen Zustand ist sukha. Er kann im Deutschen auch noch mit Mühelosigkeit und Leichtgängigkeit übersetzt werden. Beide Zustände bedingen einander und unterstützen sich gegenseitig.

Zum Ausführen der asanas benutzt man als erleichterndes Hilfsmittel den Atem. Die verschiedenen Atemtechniken, das sog. pranayama, kann als die Wissenschaft von der Atemkontrolle bezeichnet werden.

(Text teilweise übernommen aus "Theorie und Praxis des Hatha-Yoga", ISBN 3-928632-15-9, Bilder aus "Yoga für Katzen", ISBN 3-453-03325-6)

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